Kirche Wang
Stabkirche Wang in Krummhübel, heute Karpacz Polen
Die Pfarrei der Kirche Wang in Krummhübel, pl. Karpacz, ist heute die Nachfolgepfarrei der evangelischen Kirche von Zillerthal-Erdmannsdorf. Sie ist in der Region Hirschberger Tal - polnisch Kotlina Jeleniogórska – die einzige Pfarrei der evangelisch-lutherischen Kirche. In Hirschberg, pl. Jelenia Gora, im Stadtteil Cieplice, dem früheren Bad Warmbrunn, gibt es noch eine weitere evangelische Pfarrei. Der Pfarrer der Kirche Wang, Pastor Edwin Pech, setzt sich sehr für die Historie der Zillertaler Protestanten von 1837 ein. Er hat stets ein offenes Ohr für Angelegenheiten betreffend der Zillertaler Auswanderer.
Die Geschichte der Stabkirche Wang beginnt um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Das genaue Datum der Kirchenentstehung ist leider nicht bekannt. Sie wurde in der südnorwegischen Ortschaft Vang am Vangsee in der Region Valdres errichtet und trägt deshalb den Namen dieser Ortschaft. Anfang des 19. Jahrhunderts war sie für die Pfarrei zu klein geworden und wurde durch einen Neubau ersetzt.
Der damalige einzige Kenner der nordischen Holzkirchen, der norwegische Maler Johan Christian Clausen Dahl, der in Dresden wohnte und arbeitete, ersteigerte 1841 die alte Kirche für 94 Spezies und 105 Skilling in norwegischer Währung (427 Mark).
Doch der Transport nach Preußen und der Wiederaufbau überschritten seine finanziellen Verhältnisse. Er wandte sich an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Dieser kaufte die Stabkirche und plante sie auf der Pfaueninsel in Berlin wieder zu errichten.
Seine Freundin Gräfin Friederike von Reden überzeugte ihn, dass der richtige Standplatz für die Kirche im Riesengebirge oberhalb Krummhübel, dem heutigen Karpacz, in Brückenberg sei.
Das Grundstück am Schwarzen Berg in Brückenberg 885 m ü.M., ungefähr auf dem halben Weg zwischen Krummhübel und der Schneekoppe, schenkte Graf Christian Leopold von Schaffgotsch aus Warmbrunn.
Franz Wilhelm Schiertz, deutsch - norwegischer Architekt und Maler, erhielt vom preußischen König den Auftrag, den Abbau, Transport und Neuaufbau der Stabkirche Wang zu überwachen und zeichnerisch zu dokumentieren. 1841 im Sommer wurde die Kirche sorgfältig auseinander genommen und die einzelnen Teile durchnummeriert. Über Bergen, Stettin erreichte sie Berlin und wurde den Winter über im Hof des alten Museums zwischengelagert.
Anfang März 1842 verfügte der König, dass neben der Kirche Wang ein Pfarr- und Schulhaus zu errichten sei. Im April desselben Jahres fertigte König Friedrich Wilhelm IV. selbst die Skizze für den neu zu errichtenden Glockenturm an und versprach als Geschenk zwei Glocken.
Vom 26. März bis 17. April wurde die Kirche Wang auf Flößen die Oder aufwärts bis Aufhalt im Landkreis Freystadt transportiert. Über Liegnitz gelangte der Transport am 25. April 1842 gegen Mittag auf neun großen Pferdewagen bei dem Tiroler Josef Stock im Hohen-Zillerthal in Seidorf ein. Der Zulauf war wie schon bei der Durchfahrt in Hirschberg riesengroß und alle waren auf den Beinen. Auch die Gräfin von Reden, die von den Tirolern liebevoll "Mutter" genannt wurde, kam nach Hohen-Zillerthal, um die Einzelteile der Kirche in Augenschein zu nehmen.
Der königliche Baumeister Hamann, dem der König die Bauleitung übertragen hatte, empfing die Fuhrwerke und kontrollierte beim Abladen die Qualität und Vollständigkeit der Ladung. In den Scheunen der Tiroler Stock und Rieser in Hohen-Zillerthal wurde die Kirche zwischengelagert bis der Bauplatz abgesteckt und eingeebnet war.
Am 2. Juni 1842 begannen die Erdarbeiten, Fels wurde abgesprengt und auf der anderen Seite hinter einer sieben Meter hohen Naturfelsmauer aufgefüllt. Schon am 20. Juni begannen die Maurerarbeiten und schon am 13. und 14. Juli wurde die Kirche vom Hohen-Zillerthal nach Brückenberg transportiert.
Am 2. August 1842 erfolgte durch König Friedrich Wilhelm IV. die Grundsteinlegung der Kirche Wang im Riesengebirge.
Vom 14. November 1842 bis 15. Mai 1843 wurden Maurerarbeiten wegen Frosteinbruch eingestellt. Die Zimmermänner richteten in dieser bis zum 5. April 1843 die Umfassungswände auf und das Sparrwerk wurde von ihnen aufgesetzt. Am 15. April 1843, am Geburtstag der Königin wurden das Kreuz und die Wetterfahne auf den Turm gesetzt.
Am 18. Mai 1844 wurden die 3 Glocken, welche der Gnadenberger Glockengießer Pühler gegossen hatte, aufgezogen und zum ersten Mal geläutet. Der Bau der Kirche wurde komplett mit Holz ausgeführt. Es wurden nicht einmal eiserne Nägel benutzt, sondern die Verbindungen wurden alle aus Holz hergestellt. Je mehr sich die Vollendung der Kirche näherte, desto mehr wuchs die Arbeit der Gräfin von Reden. Durch ihre Hände lief alles was mit der Kirche Wang zu tun hatte.
Am 27. Juli 1844 zog das frisch verheiratete Pfarrersehepaar in das Pfarrhaus der Kirche Wang ein.
Am Tag danach, am 28. Juli 1844, fand die feierliche Eröffnung und Weihung in Anwesenheit des preußischen Königs statt.
Der königliche Baumeister Hamann überreichte an der Kirchentür König Friedrich Wilhelm IV. den Kirchenschlüssel. Der König legte ihn in die Hand der Gräfin von Reden, umfasste deren Hand mit seiner und beide schlossen gemeinsam die Tür der Kirche auf.
Hermann Werkenthin wurde danach als erster Pfarrer in der Stabkirche Wang in Brückenberg eingeführt.
Denkmal der Gräfin von Reden
Am 14. Mai 1854 verstarb im Alter von 80 Jahren Friederike Gräfin von Reden. Die Verdienste der Gräfin für die Bewohner des Riesengebirges und des Hirschberger Tales sind größtenteils bekannt, besonders hervorzuheben sind dennoch ihr Einsatz für die Buchwalder Bibelgesellschaft, die Ansiedlung der Zillerthaler Protestanten, die die Gräfin mit "Muetter" anredeten und der Aufbau der Kirche Wang im Riesengebirge. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. bezeugte seine Freundschaft für die Verstorbene Gräfin von Reden durch seinen Besuch der Kirche Wang im Juli 1854, um dort einen Platz für ein Denkmal für die Gräfin auszuwählen. Begleitet wurde er von seiner Gemahlin und seiner Schwester, der verwitweten Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg. Der König bestimmte auf dem Kirchplatz die Stelle für das Denkmal an der Felswand, neben der Schulstube. Der Superintendent Johann Gottlieb Roth wurde vom König der Auftrag erteilt eine Aufschrift für das Denkmal zu entwerfen.
Der König fügte dem Entwurf noch folgender Satz hinzu:
"KÖNIG FRIEDRICH WILHELM IIII. SEIT BEGINN DES JAHRHUNDERTS MIT DER FREUNDSCHAFT DER UNVERGESSLICHEN BEEHRT; SETZTE IHR DIESES DENKMAL IN UNVERGESSLICHER LIEBE; ANERKENNUNG UND DANKBARKEIT IM JAHRE 1856."
1856 wurde mit dem Bau begonnen und Ende Oktober 1857 war das Denkmal fertig. Über die Jahre musste es schon mehrfach renoviert werden, denn die kalten und schneereichen Winter im Riesengebirge machen ihm sehr zu schaffen. Die letzten Male 1945, 1969 und 1994.
Friedhof der Kirche Wang
Am 9. August 1844, also 12 Tage nach der Kirche Wang, wurde der Friedhof´eingeweiht. Er wurde von der Kirchengemeinde Brückenberg bis 1946 genutzt. Dort sind unter anderen der langjährige Pfarrer Erich Gebhardt, der Bürgermeister Hermann Breiter und der letzte deutsche Pfarrer Ernst Passauer begraben. Heute ist der Bergfriedhof mit seinen Gräbern, dank der Initiative des Pfarrerehepaares Boguslawa und Edwin Pech, eine sehenswerte Ruhestätte, die harmonisch um die Stabkirche Wang liegt.
Etwa 200.000 Personen besuchen jährlich die Kirche Wang in Brückenberg, dem Ortsteil von Karpacz. Näheres über Pfarrei, Gottesdienste, Trauungen und Konzerte in der Kirche Wang erfahren sie auf der Homepage http://www.wang.com.pl/
Die Pfarrer der Kirche Wang von 1844 bis heute
1 |
Hermann Werkenthin |
1844 – 1854 |
2 |
Gustav Westphal |
1855 – 1859 |
3 |
J. Th. Glotz |
1860 – 1871 |
4 |
Friedrich Schubart |
1872 – 1873 |
5 |
Ernst Stolzenburg |
1873 – 1877 |
6 |
Daniel von Cölln |
1877 – 1878 |
7 |
Edmund Guidon |
1878 – 1886 |
8 |
Karl Lange |
1886 – 1891 |
9 |
Julius Hermann Wohlfahrt |
1891 – 1893 |
10 |
Otto Frank |
1893 – 1894 |
11 |
Johannes Grassme |
1894 – 1902 |
12 |
Erich Gebhardt |
1902 – 1919 |
13 |
Graf Siegfried von Lüttichau |
1919 – 1919 |
14 |
Martin Wilde |
1919 – 1929 |
15 |
Ernst Passauer |
1930 – 1946 |
16 |
Jan Zajczkowski |
1946 – 1947 |
17 |
Gustaw Gerstenstein |
1949 – 1952 |
18 |
Jerzy Jajte |
1954 – 1962 |
19 |
Jan Hause |
1964 – 1965 |
20 |
Gustaw Broda |
1966 – 1976 |
21 |
Jan Kozieł |
1976 – 1988 |
22 |
Edwin Pech |
1990 |
Text und Fotos Helga und Horst Bast
Fotos der Pfarrer aus dem Archiv der Pfarrei der Stabkirche Wang
{gallery}artikel/kirche_wang{/gallery}
{gallery}artikel/kirche_wang/pfarrer_wang{/gallery}
____________© 2010 - 2016____________