Auf den Spuren der Zillertaler Auswanderer von 1837 in Chile

Im November 2016 haben wir unseren langgehegten Wunsch in die Tat umgesetzt. Wir flogen nach Chile und suchten nach den Spuren der 54 protestantischen Auswanderer von Zillerthal-Erdmannsdorf suchen, die sich zwischen 1856 und 1860 zu einer Auswanderung nach Chile anwerben ließen.

Vulkan Osorno und Salto de Petrohue im Nationalpark Vicente Perez Rosales
Vulkan Osorno und Salto de Petrohue im Nationalpark Vicente Perez Rosales

Dem Deutsch Chilenischer Bund, kurz DCB genannt, statten wir einen Besuch ab. Wichtigste Aufgabe des DCB ist die Förderung des Zusammenhalts der Chilenen deutscher Abstammung durch den Erhalt der Sprache und die Verbreitung der Kultur ihrer Vorfahren. Archivleiterin Gerda Sommer und Direktorin Heidi Rathke führten uns durch das Archiv Emilio Held, die Ausstellung und die Bibliothek.

Salto del Laja bei Los Angeles/Chile
Salto del Laja bei Los Angeles/Chile

Mit dem Mietwagen fuhren wir von Santiago bis Puerto Montt, trafen unter anderem Nachfahren der Familien Kröll, Schönherr und Klocker und noch viele gemeinsame Freunde.

In Los Angeles/Chile machten wir einen Zwischenstopp. Arturo Neumann hatte ein Treffen mit Nachfahren von Bartholomäus und David Kröll organisiert. Gemeinsam besuchten wir den Friedhof in Los Angeles wo Bartholomäus und sein Sohn David Kröll sowie ein ganze Reihe der Nachfahren Kröll ihre letzte Ruhe gefunden haben. Es war für uns schon ein besonderes Gefühl mitten in Chile zu sein und auf dem Grabstein zu lesen in Tirol geboren und hier seine letzte Ruhe gefunden zu haben. Mit unserem chilenischen Freund und Nachfahre der Zillertaler Gustavo Kausel-Kröll, der in Puren 80 Kilometer von Los Angeles entfernt lebt, besuchten wir ein Sozialprojekt der Regionalregierung von Bio Bio für die Ureinwohner Chiles, den Mapuche. Unter Anleitung bewirtschaften diese einen Musterweinberg in eigener Regie.
Die Sehenswürdigkeiten in und um Los Angeles, wie der Salto del Laja (Wasserfall), Kathedrale, Plaza de Armas und der Frucht-, Blumen- und Gemüsemarkt haben wir natürlich auch besichtigt.
Nach unserer Ankunft in Frutillar führt unser Weg ins Museo Colonial Alemán. 1972 wurde das Projekt zur Erinnerung an die Einwanderung der Deutschen in die Region Los gestartet. Ein lohnendes Objekt für unsere Film- und Fotokameras.

Bei unserer Spurensuche nach den Auswanderern von Zillerthal-Erdmannsdorf war uns bewusst, dass die Friedhöfe in Chile, und besonders die rund um den Llanquihue See von Bedeutung sein werden. In Frutillar gibt es drei Friedhöfe, den Städtischen, den Evangelischen und den Katholischen. Auf den beiden erstgenannten fanden wir Gräber der Zillertaler Auswanderer. Aber der überwiegende Teil der 1837 aus Zillerthal-Erdmannsdorf eingewanderten Protestanten liegt auf dem Friedhof von Los Bajos, etwa 13 Kilometer nördlich von Frutillar am Llanquihue See liegt. An einem Tag fuhren wir mit unseren Freunden Janet und Kurt Klocker die westliche Seeseite ab bis Los Bajos und an einem anderen Tag waren wir mit Gabriela und Christian Richter am nördlichen und östlichen Llanquihue Seeufer unterwegs.

Helga und Horst Bast im Nationalpark Vicente Perez Rosales in der Region Los Lagos. Im Hintergrund die Vulkane Osorno und Tronador.
Helga und Horst Bast im Nationalpark Vicente Perez Rosales in der Region Los Lagos. Im Hintergrund die Vulkane Osorno und Tronador.

Dabei besuchten wir verschiedene Nachfahrenfamilien. Beeindruckt haben uns die vielen Familienfriedhöfe auf den Grundstücken rund um den See. Die entstanden am Anfang der Einwanderung da es zu dieser Zeit noch keine Pfarreien, keine Straßen und keine größere Ortschaften gab. Die Verbindungen untereinander erfolgten die ersten Jahre nur über den Llanquihue See. Jede Familie hatte auf ihrem Grundstück eine Anlegestelle für die ankommenden Boote.

Ev. Kirche in Los Bajos/Chile
Ev. Kirche in Los Bajos/Chile
Pier in Frutillar
Pier in Frutillar
















Mit Gerty Steidtmann und Gonzalo Schönherr fuhren wir zum Vulkan Osorno, zu den Saltos del Petrohue im Nationalpark Vicente Pérez Rosales, besuchten die Städte Puerto Varas, Puerto Montt mit dem Einwanderer-Denkmal und Nueva Braunau mit seinem Museum zur Geschichte der Einwanderung der Deutschen in Chile.

In Frutillar am Llanquihue See im Club Aleman trafen wir die große Schar unserer Freunde in Chile. Neben den Nachfahren der Zillertaler Protestanten waren auch Nachfahren der Einwanderer aus anderen Teilen Deutschlands zu unserem Vortrag über die Geschichte der Zillertaler Auswanderer gekommen. Bis spät in die Nacht saßen wir zusammen, unterhielten uns über die Familien, die Geschichte der Einwanderung und das heutige Leben am Llanquihue See und in Chile.

Unsere Freunde rund um den Llanquihue See im nördlichen Patagonien, Gerty Steidtmann und Gonzalo Schönherr, Janet und Kurt Klocker, Ruth und Klaus Weidinger, Gabriela und Christian Winkler waren mit uns abwechselnd rund um den See unterwegs. Sie zeigten uns die Orte an denen die Zillertaler Einwanderer zwischen 1856 und 1860 sich ansiedelten, das Land urbar machten und heute ihre Nachfahren leben. Darüber hinaus zeigten sie uns die Sehenswürdigkeiten, die beeindruckende Landschaft und brachten uns mit vielen Menschen in Kontakt. Mit vielen positiven Eindrücken, Filmen und Fotos kamen wir aus Chile zurück.

 

©2016 Fotos Gonzalo Schönherr, Helga und Horst Bast

{gallery}artikel/chile_reise_2016{/gallery}

 

 

---------- © 2016 ----------